Die Parforceheide und der Stern
Die Umgebung Potsdams wurde von den Hohenzollern seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts als Jagdgebiet genutzt.
Im 16. und 17. Jahrhundert, insbesondere durch die Vorbildwirkung des Lebens am Hofe Ludwigs XIV., verbreitete sich das Parforcejagen und wurde zur Leidenschaft bei den europäischen Fürsten, so auch bei Friedrich Wilhelm I.
Die vorhandenen Jagdanlagen aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seines Nachfolgers König Friedrich I. erfüllten jedoch nicht die Bedingungen der Parforcejagd.
König Friedrich Wilhelm I. entschloss sich daher, neue Tiergärten für die Parforcejagd anzulegen, einen zu Potsdam und den anderen zu Wusterhausen. Zwischen den Dörfern Neuendorf, Stolpe, Drewitz und Gütergotz (Güterfelde) entstand 1724-1729 etwa 6,5 km vom Potsdamer Stadtschloss entfernt ein neues Jagdgebiet. In den Wald wurden ursprünglich 16 Schneisen (Gestelle) geschlagen, die sternförmig zum Mittelpunkt der Jagdanlage führten.
Der Stern bei Potsdam, Ausschnitt aus “Plan von der Gegend um Potsdam“, 1786
(Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg)
Das Jagdschloss und die Nebengebäude
An diesem Platz steht das Jagdschloss, das 1730-1732 vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. im Stil eines holländischen Bürgerhauses errichtet wurde. Es ist das einzige von diesem König gebaute Schloss. In ihm befindet sich der letzte holzgetäfelte Saal in einem preußischen Schloss in Potsdam aus dem frühen 18.Jahrhundert. Weitere interessante Details befinden sich im Jagdsaal, im Flur, in der Küche, im Adjutantenzimmer und im Schlafzimmer.
Schloss Stern in der Parforceheide bei Potsdam, Johann Nagel, 1788
(Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin)
Zur Schlossanlage gehören das Kastellanshaus, der Pferdestall und die Nebengebäude, die zeitgleich mit dem Schloss erbaut wurden. Der Kastellan besaß von Anfang an das Recht zum Ausschank. Das Kastellanshaus war bis zur Schließung 1992 eine beliebte Ausflugsgaststätte der Region. Der Pferdestall wird seit 1930 als Wohnhaus genutzt.
Gaststätte Jagdschloss Stern, Kastellanshaus, (Postkarte von Privat)
Hervorzuheben ist der Backofen, der durch Spendenmitteln und Eigenleistungen des Vereins im Jahr 2011 denkmalgerecht wieder aufgebaut wurde und indem nun auch Brot gebacken wird.
Der denkmalgerecht wieder aufgebaute Backofen
Das Jagdschloss ist heute nahezu in seinem Originalzustand, die Wegesternanlage in ihren Grundzügen erhalten. Im 19. und 20.Jahrhundert wurde die Parforceheide durch Baumaßnahmen (Teltowkanal, Bahnstrecken, Autobahn, Straßen) beschnitten. Schließlich wurden die Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld direkt in die Parforceheide hineingebaut. Die historischen Wege und Schneisen wurden dabei leider ignoriert.
Seitdem ist die "Rest"-Parforceheide eine kleine grüne Insel inmitten des urbanisierten Potsdamer Stadtraums. Sie wurde zum Naturschutzgebiet erklärt.
Der Förderverein Jagdschloss Stern-Parforceheide e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen letzten Teil der Parforceheide und das Jagdschloss mit den Nebengebäuden zu erhalten und für die Bewohner der anliegenden Wohngebiete und interessierte Besucher nutzbar zu machen.